Heute hatten wir 27° in Wien, allerdings mit starken Windböen, und ich hatte einige Besorgungen zu machen, die sich im Laufe der letzten Wochen angesammelt hatten. Angesammelt deshalb, weil ich nicht sehr gerne unter Menschen gehe, was sich natürlich beim Besuch eines grossen Einkaufscenters nicht vermeiden lässt.
Und nachdem jetzt schon sehr oft gelesen hatte, wie wichtig es ist, körperliche Reaktionen zu beachten, wenn es um starke Missempfindungen geht, wollte ich das heute ausprobieren. Wollte herausfinden, warum ich mich immer dermassen gestresst fühle, wenn ich nach einer Einkaufstour wieder nach Hause komme.
Es begann allerdings bereits bei der Entscheidung, dass ich mich jetzt mal auf den Weg machen muss, dass ich eine gewisse Muskelanspannung verspürte. Dachte mir aber, dass das wohl eine „normale“ Bereitschaft ist, weil jetzt eben was zu tun am Programm steht.
Doch nachdem der Wagen geparkt war, ich mit dem Aufzug ins Center hoch fuhr und mich in Richtung Saturn begab, um die Staubsaugerbeutel als erstes zu besorgen, spürte ich wie sich die Verspannung verstärkte. Und als ich meine gewohnte Marke nicht mehr finden konnte, und deshalb nicht gleich wusste, welche von den Angebotenen jetzt in meinen Staubsauger passt, merkte ich, dass ich mich bereits leicht überfordert fühlte.
Und ich fragte mich, was genau zu diesem Gefühl geführt hat, und die Antwort war, dass es ein Gefühl von Hilflosigkeit war. Erst nach einiger Überlegung kam ich auf die Idee, nach dem Staubsauger zu suchen, den ich habe, und dort nach dem passenden Staubbeutel zu sehen – was auch letztlich gelang. Es war einer im Gerät und an diesem konnte ich erkennen, was ich jetzt zu kaufen hatte.
Doch die Tatsache, dass ich speziell in Geschäften wie Bauhaus, Mediamarkt und auch Saturn niemals irgendwo einen Verkäufer zu sehen bekomme, liess mich erkennen, dass sich in mir bereits die Angst der Hilflosigkeit manifestiert hat. Und genau diese Angst ist es, dass da eigentlich niemand wäre, der mir helfen könnte, wenn ich einmal tatsächlich alleine nicht zurechtkomme, die sich durch starke Muskelverspannung bemerkbar macht.
Es ist mir auch nicht gelungen, im Laufe der weiteren Besorgungen, die allerdings reibungslos verliefen, wenigstens einigermassen wieder zu entspannen. Nein, dieser physische und damit psychische Druck ist geblieben, bis ich meine Haustüre aufgesperrt habe.
Als ich meine Hunde in die Arme schliessen durfte, die sich so sehr gefreut hatten, mich wieder zu sehen, spürte ich wie der Druck langsam nachliess.
Und wenn ich ganz ehrlich sein darf, dann meine ich, dass Einkaufen heute keinen Spass mehr macht. Wo man früher von Menschen beraten und betreut wurde, herrscht heute ein absolutes Desinteresse. Denn ich bin sicher, dass Saturn für jede Abteilung seine Verkäufer hat, doch diese vermutlich viel lieber irgendwo in einer Nische stehen, um sich miteinander zu unterhalten, als sich um die Betreuung von Kunden zu kümmern.
Anders kann ich es mir nämlich nicht erklären, wieso niemals irgendwo jemand zu sehen ist, sondern man bei der Kassa darum bitten muss, dass diese einen Verkäufer erst aufrufen muss, damit dieser in seiner Abteilung erscheint. ….was ich ebenso schon mehrmals beobachten konnte, wenn ich mir z.B. einen Computer kaufen wollte.
Doch leider führen solche Erlebnisse aus psychischer Sicht noch viel weiter, denn sie machen einem klar wie wichtig es ist, bloss von niemandem abhängig zu sein – bloss keinen anderen Menschen zu brauchen.
Und jetzt hüpf mir mal einer vor, wie es möglich sein sollte, im Herzen der Aufforderung gerecht zu werden „liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ – wenn man selbst mit dieser Aufforderung völlig alleine da steht?