Wie es eigentlich begann, dass ich meinte früher wäre alles viel besser und liebevoller gewesen, weiss ich nicht.
Tatsache ist, dass ich seit vielen, vielen Jahren einer Zeit nachtrauerte, die es womöglich nur in meiner Einbildung gab. Die sich in meinem Kopf aus Erinnerungsfragmenten und/oder Sehnsüchten zusammensetzten, die niemals so existierten.
Der Kern dieser „Einbildung“ war die Liebe unter den Menschen, deren Verlust ich so sehr nachtrauerte.
Doch frage ich mich heute, ob es die denn jemals wirklich so gab, wie ich meine, mich daran erinnern zu können?
Es war nicht einfach gedanklich ganz bewusst in die Vergangenheit zurückzugehen, wie ich das in den letzten Monaten praktizierte, doch es gelang mir letztlich doch zu erkennen, dass es lediglich die grosse Not nach dem 2. Weltkrieg war, die viele Menschen „gezwungen“ hatte, zusammenzuhalten.
Und die Betonung liegt auf „GEZWUNGEN“.
Es gab auch damals Menschen, die keine Not litten, und die Mitte/Ende der 50er bereits lukrative Firmen gegründet hatten, wie der Mann, den sich meine Tante (Schwester meines Vaters) „gekrallt“ hatte.
Gekrallt insoferne, da dieser Ihr Chef, und bereits verheiratet mit einem kleinen Sohn war. Wie sie es schaffte, dass er seine Familie verliess, weiss ich nicht, doch letztlich nicht schwer zu erraten, denn sie sah blendend aus.
Mein Vater arbeitete dann Anfang der 60er für diese Firma, die Ölfeuerungen produzierte. Doch anstatt, dass er als ihr Bruder ein bisschen mehr verdiente, als die anderen, verdiente er ein bisschen weniger, weil sie meinte es sich leisten zu können, ihn für viel mehr Arbeitsleistungen einspannen zu „dürfen“.
Damit wurde mir endlich mal klar: „Nein, und nochmals Nein – es gab NIEMALS mehr oder weniger Liebe unter den Menschen.
Es gab und gibt einfach immer nur Menschen, die imstande sind Liebe zu geben, und welche die dazu nicht imstande sind – Basta!
Und weiters wurde mir klar, dass ICH in eine Zeit hinein geboren wurde, die vermutlich niemals irgendwann jemals wirklich BESSER war, als die Zeit des Wirtschaftswunders zwischen Ende der 60er und Ende der 80er.
Und wenn mich der liebe Gott gefragt hätte, ob ich lieber in einer Zeit leben möchte, wo ich von mehr meiner Mitmenschen freundlich behandelt werden möchte, jedoch in ärmlichen Verhältnissen leben müsste – oder aber von weniger meiner Mitmenschen freundlich behandelt werde, jedoch die Möglichkeit bekomme mir ein schönes Haus mit allem Drum und Dran, und ein beruhigendes Bankkonto zu erwirtschaften – na dreimal darf man raten, wofür ich mich entschieden hätte.
PS: Vermutlich hat Gott mich das ja auch gefragt, und ICH hatte mich genau für dieses Leben entschieden, und alles Gejammere ist nichts weiter als nur Pipifax.